Die Spatzen haben es schon länger von den Dächern gepfiffen und nun ist es offiziell: Amazon hat seinen B2B-Marktplatz Amazon Business jetzt auch in Deutschland gestartet. Amazon Business wurde im April 2015 in den USA gelauncht und bedient dort nach Unternehmensangaben mehr als 400.000 Unternehmen. Im ersten Jahr wurde im B2B-Geschäft über eine Milliarde US-Dollar Umsatz gemacht – Amazon-Händler stehen dabei für mehr als die Hälfte der Bestellungen. Inzwischen verkaufen mehr als 45.000 Amazon-Händler über Amazon Business.
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Unternehmensspezifische Funktionen
Es ist kein Geheimnis, dass auch bis dato schon viele deutsche Unternehmen über Amazon eingekauft haben. Der Nachteil: Der klassische Marktplatz ist als B2C-Plattform konzipiert, was für den Einkauf von Unternehmen einigen administrativen Mehraufwand mit sich bringt. Dem will der US-Riese mit der B2B-Plattform jetzt auch hierzulande entgegenwirken. Das Angebot richtet sich eben speziell an Unternehmen und bietet eine Reihe auf sie zugeschnittener, neuer Funktionen – darunter Kauf auf Rechnung, Darstellung von Netto-Preisen und Rechnungsstellung für Millionen von Produkten sowie Konten für mehrere Nutzer.
Die business-spezifischen Funktionen im Überblick
Kostenloser Premiumversand: Bei Bestellungen über 29 Euro ist die Lieferung kostenlos.
Kauf auf Rechnung: Neu für Geschäftskunden ist der Kauf auf Rechnung mit einer 30-Tage-Frist. Zudem können Kunden auch weiterhin mit der persönlichen oder geschäftlichen Kreditkarte und auch per Lastschrift zahlen.
Preise und Rechnungen mit ausgewiesener Umsatzsteuer: Unternehmen bekommen Netto-Preise angezeigt, auf den Rechnungen ist die Umsatzsteuer ausgewiesen.
Gemeinsame Business-Accounts: Kunden können Einfach- oder Mehrfach-Nutzer-Konten erstellen, also zusätzliche Nutzer nach Bedarf hinzufügen. Zudem ist es möglich, Gruppen zu definieren, die Zahlungsmethoden und Versandadressen gemeinsam einsehen können.
Auftragsnummern: Geschäftskunden können ihren Einkäufen Auftrags- oder Belegnummern hinzufügen – zur verbesserten Rechnungslegung und Kontoabstimmung.
Genehmigungsprozesse: Unternehmen können Zahlungslimits und Genehmigungsprozesse einrichten, um die volle Kontrolle über alle Ausgaben zu behalten.
Reporting und Beschaffungsanalyse: Kunden behalten mit individuellen Reports den Überblick darüber, was, wann und wie eingekauft wird.
Angepasstes Einkaufserlebnis: Alle Funktionen rund um das Einkaufserlebnis wie die Suche oder das Durchstöbern der Artikel sind speziell auf die Bedürfnisse von Geschäftskunden zugeschnitten.
Integration von Einkaufs-Systemen: Geschäftskunden können führende Beschaffungslösungen von Drittanbietern integrieren – für einen einfachen Zugang zu Amazon Business.
Zugang zu mehr als hundert Millionen Produkten
Amazon Business bietet nach eigenen Angaben Zugang zu mehr als hundert Millionen Produkten: von Laptops über Lager- und Büroeinrichtung bis zu elektronischem Zubehör und Reinigungsgeräten. Allein für das produzierende Gewerbe und das Handwerk bietet Amazon angabegemäß mehr als fünf Millionen Artikel, darunter Werkzeuge, Sicherheitsbrillen, Hörschutz, Klebstoffe sowie Schleif- und Befestigungsmittel. Restaurants stehen eine Vielzahl von Küchenutensilien zur Auswahl, wie Profi-Messer, Töpfe und Pfannen, Mixer jeder Größe sowie Registrierkassen. Universitäten und Labore können auf mehr als 50.000 Waren für ihren Bedarf zurückgreifen, darunter Mikroskope, Reagenzgläser, Digitalwaagen und Messinstrumente. Die Produktpalette reicht von sehr kleinen Teilen wie etwa Bohraufsätzen aus Titan bis zu industriellen Standbohrmaschinen. Unklar ist allerdings, wie viele all dieser Produkte von Händlern aus Deutschland stammen.
Günstiges Wettbewerbsumfeld für Amazon
Man muss es leider so deutlich sagen: Amazon findet in Deutschland mit seinem B2B-Marktplatz ein für die US-Amerikaner sehr günstiges Wettbewerbsumfeld vor. Heimische Alternativen sind nur Ansatzweise zu sehen. Zwar gibt es vereinzelte E-Procurement-Plattformen wie zum Beispiel Mercateo und Unternehmen wie die Würth-Gruppe aus Künzelsau treiben ihr Online-Geschäft voran. Aber einen wirklichen Platzhirsch, den es zu verdrängen gelte, gibt es eigentlich nicht.