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Giganten wildern im E-Commerce

Giganten wildern im E-Commerce
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Wildtierforscher wissen: Wo es Beute gibt, da lassen auch Raubtiere nicht lange auf sich warten. Und Internetexperten ist klar: Wo ein gutes Geschäft zu machen ist, tauchen mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später auch Netzgiganten wie Google oder Facebook auf und versuchen, sich ihren Anteil an der Beute zu sichern. Der E-commerce mit seinen immer noch hohen Wachstumsraten ist ohne Zweifel ein Feld, auf dem sich gute Geschäfte machen lassen, die Online-Shopper sind eine durchaus lohnende Beute.

Daher wundert es nicht, dass unter anderen die genannten Big Player der Netzökonomie verstärkt mit Lösungen experimentieren, die ihnen eine Teilnahme am wachsenden globalen Online-Handel sichern sollen. So hat jetzt der Suchmaschinen-Platzhirsch sein Tool „Purchases on Google“ offiziell vorgestellt, Facebook testet schon seit geraumer Zeit diverse so genannte Buy-Buttons, mit denen direkt aus dem sozialen Netzwerk heraus Käufe in angeschlossenen Shops getätigt werden können. Pinterest und Instagram, letztere Plattform gehört bekanntlich zu Facebook, haben Anfang Juni ähnliche Bestrebungen öffentlich gemacht. Und auch Twitter mischt mit.

Bei allen Unterschieden im Detail ist das Grundprinzip bei sämtlichen Modellen ähnlich: Käufe sollen direkt aus dem betreffenden sozialen Netzwerk oder, wie bei Google, aus den Suchergebnissen heraus getätigt werden können, ohne tatsächlich die Webseite des betreffenden Online-Shops aufrufen zu müssen.

Fluch oder Segen?

Was bedeutet diese Entwicklung nun für die Online-Händler? Sind sie Fluch oder Segen? Die ehrlichste Antwort lautet wahrscheinlich: sowohl, als auch.

Die genannten sozialen Netzwerke oder Suchmaschinen erreichen natürlich Klickzahlen, die für jeden Online-Shop unerreichbar und damit für diese per se erst einmal attraktiv sind. Aus diesem Grund waren und sind Händler mit Werbeanzeigen auf diesen Plattformen präsent. Sie bieten die Möglichkeit, vom hohen Aufkommen auf diesen Seiten zu profitieren und Traffic für den eigenen Webshop zu generieren.

Technisch anders sieht es bei den jetzt aufkommenden Buy-Buttons aus. Hier gelangt der Kunde nicht in den Webshop, sondern kauft ein bestimmtes Produkt direkt von der übergeordneten Plattform Google, Twitter, Facebook oder einem der anderen Netzwerke. Das kann natürlich umsatzsteigernd sein. Natürlich lassen sich die Internetgiganten sich derartige Käufe über Provisionsmodelle vergüten. Ein negativer Aspekt für den Händler ist auch, dass der Online-Kunde gar nicht erst in seinen Shop gelangt und so nicht die Möglichkeit hat, auch andere Produkte aus diesem Shop zu betrachten oder zu kaufen.

Direktabsatzkanal für Hersteller?

Nun könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass pfiffige Hersteller gerade von margenschwachen Produkten sich den Umweg über Online-Händler und die damit verbundenen Kosten sparen und die Buy-Buttons der Internetgrößen als Kanal für den Direktvertrieb nutzen könnten. Diese Gefahr scheint allerdings mehr als gering zu sein. Denn es gehört schon etwas mehr zur Abwicklung eines Online-Kaufes als die Präsentation eines Produktes auf Facebook und den Klick eines Users. Warenwirtschaft, Versand, Retourenmanagement, Zahlungsabwicklung, Mahnwesen und vieles mehr stecken bekanntlich in der großen Tüte E-commerce. Und die wenigsten Hersteller dürften ein wirkliches Interesse daran haben, diese Prozesse, mit denen sie nicht vertraut sind, aufzusetzen.

Akute Gefahr für Online-Händler?

Stellen die Buy-Buttons eine akute Gefahr für das Geschäft der Online-Händler dar? Eher nicht. Die bislang bekannten Modelle legen die Vermutung nahe, dass über Buy-Buttons eher spontane Zufallskäufe getätigt werden. Das geht dann so: Man sieht einen Artikel zufällig in einem seiner sozialen Netzwerke, das „Muss-ich-unbedingt-haben-Gen“ wird aktiviert und dann findet man es bequem, direkt und ohne Umleitung in den betreffenden Online-Shop kaufen zu können. Dies gilt vermutlich für mobile Zugriffe umso mehr. Ein nachhaltiges und belastbares Konzept für den Online-Handel ist das allerdings nicht.

Händler können diesen Weg sicher als Add-On zu ihren Verkaufskanälen für Hype-Produkte in Betracht ziehen. Deshalb, und natürlich wegen der gewaltigen Marktmacht und Reichweite der genannten Player, sollte man die Entwicklung der Buy-Buttons als Online-Händler natürlich schon im Auge behalten. Grund zur Panik besteht jedoch keinesfalls.

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