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Interview mit Jürgen Gassner von trigema.de

Interview mit Jürgen Gassner von trigema.de
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In unserem heutigen Interview hat der Einkauf- und E-Commerce-Verantwortliche von Trigema, Jürgen Gassner, sich unseren Fragen gestellt. Wir erfahren in dem interessanten Interview, weshalb Trigema vor kurzem einen umfangreichen Relaunch der Seite umgesetzt hat, wieso mobil bisher noch kein Thema war,  aber kurzfristig werden wird und wie die internationalen Expansionspläne aussehen. 

1. Hallo Herr Gassner, wer sind sie und was machen sie?

Hallo, ich arbeite für die Firma TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K. und bin dort verantwortlich für die Themen Einkauf und E-Commerce.

2. Sie haben bei TRIGEMA einen Relaunch des Internetangebots umgesetzt. Was waren Gründe?

Festes Seitenverhältnis
Jürgen Gassner, Trigema

Da unser altes Shopsystem Hybris-Version 3.1 schon ziemlich in die Jahre gekommen war hatten wir Ende 2013 die Entscheidung zu treffen, ob wir auf eine höhere Hybris-Version migrieren oder ob wir die Chance nutzen und in dem Zuge gleich unser Shopsystem austauchen. Letzten Endes haben wir uns dann für eine neue Software entschieden, nämlich für Oxid eShop Enterprise Edition 5.1. Auf dieser Basis haben wir dann Mitte des Jahres 2014 einen neuen Onlineshop lanciert. Den Relaunch haben wir vor allem dafür genutzt, um uns technisch zu erneuern und auch, um den Shop generell schlanker zu gestalten, d.h. Funktionalitäten, die sich nie richtig etabliert haben rauszuwerfen, ein Redesign durchzuführen, klare Strukturen zu schaffen, alle 3rd-Party-Systeme in Frage zu stellen und ggf. gleich auszutauschen, ein vereinfachtes CMS-System einzuführen, sodass wir intern flexibler werden und durch all das weiterhin Zukunftssicherheit gewährleisten können. Zeitgleich haben wir eine ERP- Implementierung von Microsoft Dynamics AX durchgeführt und mussten von allen Systemen Schnittstellen zueinandern bauen. Das Multiprojektmangement dabei und die Termineinhaltung von unterschiedlichsten Meilensteinen war dabei wohl eine der größten Herausforderungen. Mit unserem neuen Shop sind wir bislang zufrieden, wobei wir natürlich stetig weiterenwickeln. Aber das ist ja sowieso Usus im E-Commerce. Als nächstes folgt eine Implementierung eines Shirt-Designers, wodurch unsere Kunden ihre Produkte individualisieren können, sei es durch Digitaldruck oder aber durch Stickereien.

3. Ist das Thema Mobil in Zukunft für Sie ein Schwerpunktthema?

Ja, allerdings. Die Zugriffszahlen in den letzten Jahren haben sich in unserem Shop zwar sehr in Grenzen gehalten, weshalb wir das Thema in Vergangenheit noch etwas stiefmütterlich betrachten konnten. Zugegeben, wir haben einen zweistelligen Prozentbereich von Ipad-Zugriffen, was aber nicht unbedingt klassische mobile Zugriffe sind. Smartphones bspw. waren jedoch bisher eher kein Thema für uns. Das lag mitunter wohl daran, dass ein Modeeinkauf auf solch kleinen Geräten für unsere Hauptzielgruppe, die eher ältere Personen beinhaltet, nicht wirklich großen Kundennutzen brachte. Da sich die Zugriffszahlen aber auch hierbei bei uns sukzessive erhöhen, was wir scharf im Auge behalten, wollen wir uns dem Thema in absehbarer Zeit doch stärker widmen. Ob wir uns dem über eine Responsive-Lösung annehmen oder über eine Web-App eruieren wir gerade.

4. Als Hersteller von Freizeitbekleidung müssen sie auch den Spagat zwischen stationärem Ladenlokal, Internet und Handelspartner schaffen. Wie gehen sie mit dem Thema um?

Zwiegespalten. D.h. wir sind ja in erster Linie erstmal Textilproduzenten und neben unserem alleinigen Geschäftsführer und Inhaber Herrn Wolfgang Grupp auch dadurch in Deutschland so bekannt, dass wir all unsere Produkte zu 100% Made in Germany fertigen, in drei eigenen Werken am Fuße der schwäbischen Alb. Das ist in der Textilindustrie nahezu beispiellos, weil fast alle großen Marken in Billiglohnländern produzieren. Aus der Historie heraus kam es dann irgendwann dazu, dass wir die Handelsfunktion selbst übernommen haben, einfach deshalb, weil uns viele unserer Händlerkunden weggebrochen sind und sich vornehmlich auf das Importgeschäft gestürzt haben, da es höhere Margen verspricht. Durch diese Entwicklung sind dann unsere eigenen, 46 stationären Geschäfte entstanden, über die wir mittlerweile über 80% unseres Gesamtumsatzes erwirtschaften. Der Spagat zwischen Ladenlokal und Internet gelingt uns dabei aber recht gut. Da unsere Geschäfte zwar deutschlandweit, aber nicht Flächendecken verteilt sind, nutzen viele Kunden gerne die Chance in einem unserer Geschäfte einzukaufen, insofern es eben in Reichweite liegt. Aufgrund unserer Hauptzielgruppe sind die Geschäfte oftmals in deutschen Ferien- und Kurorten angesiedelt. Alle andere Kunden nutzen dann aber auch sehr gerne die Möglichkeit der Online-, bzw. Distanz-Bestellung.

5. Können ihre Kunden auch Multi-Channel-Konzepte nutzen?

Wir sehen uns selbst als klassisches Multichannel-Unternehmen. Neben unseren eigenen stationären Verkäufen und dem Kataloggeschäft bedienen wir auch namhafte B2B-Kunden, bspw. im Corporate- Identity-Bereich, aber auch größere Händlerkunden. Außerdem betreiben wir natürlich E-Commerce mit unserem eigenen Onlineshop www.trigema.de, jedoch auch über diverse Marktplätze, bzw. Dropshipping-Kooperationsmodelle. Wir kommen unseren Kunden also so gut es geht auf allen erdenkbaren Kanälen entgegen. Die ideale Verknüpfung von Ladenlokal und Onlinestore bspw. ist uns bislang aber noch nicht gelungen, auch wenn wir schon erste Versuche in unserem Flagshipstore in der Mall of Berlin durchführen. Bei der Thematik muss man selbst einfach ein wenig probierfreudig sein, um echte Kundenmehrwerte zu erarbeiten und diese auch sinnvoll zu implementieren.

6. Welche Expansionspläne gibt es ansonsten im E-Commerce?

Unser Hauptfokus liegt nach wie vor auf dem deutschen Markt und der dortigen Erschließung neuer Zielgruppen. Mit der kundenindividuellen Massenproduktion über unseren Shirt-Designer, aber auch mit einer neuen Modelinie wollen wir unseren Kundenkreis peu á peu verjüngen. Beide Bereiche eignen sich natürlich gut für die Verbreitung in den sozialen Medien. Auch werden wir weiterhin unseren Cradle-to-Cradle-Bereich forcieren, mit Textilien, die ressourcenschonend und vollständig kompostierbar sind, also rückstandslos in die Natur zurückgeführt werden können. Das unterstreicht auch unsere ökologisch ausgerichtete Firmenphilosophie. Konkrete Online-Expansionspläne in Bezug auf das Ausland haben wir noch nicht in der Schublade. Aber auch wir gehören zu denjenigen, die derzeit darüber nachdenken. Zudem könnten wir uns auch vorstellen einen B2B-Shop zu launchen. Die konkrete Konzeptionierung müssten wir erst noch erarbeiten, aber z.B. im Bereich Corporate-Identity könnte das in Verbindung mit unserem Shirt- Designer durchaus sehr interessant für uns werden. Denn wenn man vollständig in Deutschland produziert, gibt einem das natürlich einen Flexibilitäts- und damit auch Geschwindigkeitsvorteil.

7. Soll der stationäre Handel ebenfalls weiter ausgebaut werden

Der stationäre Handel wird in nächster Zeit weiterhin ausgebaut, wobei wir hierbei auf ein qualitatives Wachstum setzen, anstatt auf ein quantitatives. Wir sind zwar kontinuierlich auf der Suche nach neuen, für uns interessanten Standorten. Diese müssen dann aber auch wirklich exakt mit unseren eigenen Vorstellungen matchen. Sonst investieren wir nicht. Wir bauen die meisten unserer Läden nämlich selbst und gehen dadurch jahrzehntelange Verpflichtungen ein. Deshalb wählen wir unsere Standorte nur sehr gezielt aus und wollen nicht auf Teufel komm raus unzählige neue Läden eröffnen. Im Gegenzug schließen wir dann auch mal wieder eines der älteren Geschäfte, wenn die dortigen Ziele über einen längeren Zeitraum nicht erreicht werden. Deshalb bleibt die Gesamtanzahl unserer Läden auch in nächster Zeit nahezu unverändert, jedoch können wir dennoch auch weiterhin ein organisches Wachstum gewährleisten.

Wissen Sie, wenn man das Wort „Trends“ in Verbindung mit E-Commerce hört, sind die Diskussionen dabei in den letzten Jahren eigentlich oft sehr ähnlich gewesen, um nicht zu sagen annähernd identisch. Es werden Themen wie Mobile, die bessere Verbindung zwischen On- und Offline-Handel, die Notwendigkeit der Emotionalisierung von Onlineshops, Soziale Medien, Big Data, Mobile Payment, usw. besprochen. Teilweise in extenso und teilweise sogar weit darüber hinaus… Persönlich denke ich deshalb, dass es auch in den kommenden drei Jahren nicht anders sein wird. Jedoch werden immer mehr dieser Bereiche den Kinderschuhen entwachsen. Demgemäß werden sich Unternehmen im E-Commerce zukünftig auch nur dann weiterhin erfolgreich am Markt positionieren können, wenn Sie bereit sind sich anzupassen und dabei nichts unversucht lassen, um die wesentlichen Game-Changer rechtzeitig zu erkennen. Hier gehört für mich Mobile, selbstverständlich auch in Verbindung mit einer sinnvollen Verknüpfung des On- und Offline-Handels, auf alle Fälle mit dazu. Trotzdem braucht man aber auch nicht jeder Welle der oberflächlichen Begeisterung hinterherrennen. Ein neues Thema, dass ich selbst sehr spannend finde ist Virtual-Reality (VR). Die derzeitigen Entwicklungen hierbei sind definitiv bahnbrechend. VR erstellt eine allumfassende, computergenerierte Umgebung. Ich bin davon überzeugt, dass diese Thematik, sobald sie marktreif ist, viele Branchen komplett auf den Kopf stellen wird. Und auch im Bereich E-Commerce kann man dadurch sicherlich irgendwann ganz neue Wege gehen. Nicht auszumalen was alles denkbar ist, wenn man einen Onlineshop zukünftig nicht nur über den Bildschirm aufrufen, sondern wirklich „betreten“ kann.

Herr Gassner, vielen Dank für das sehr interessante Interview und weiterhin viel Erfolg.

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