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Undercover bei Zalando ohne rechtliche Folgen für RTL-Journalistin

Undercover bei Zalando ohne rechtliche Folgen für RTL-Journalistin
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Die Story war, wie wir uns alle erinnern, für einige Tage der mediale Aufreger in der Branche des Online-Handels und auch weit darüber hinaus. Eine junge Journalistin hatte im Auftrag des TV-Senders RTL undercover in einem Logistiklager des Modeversenders Zalando als so genannte Pickerin angeheuert und nach ihrer Enttarnung prangerte RTL basierend auf den Erfahrungen der Kollegin massiv die Arbeitsbedingungen bei Zalando an.

Als Reaktion gab es aus der Geschäftsführung allerdings keinen Schrei vor Glück, sondern es setzte eine Anklage wegen des Verrats von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen.

Noch einmal zum Fall: Ende März flog die Journalistin auf, weil sie im Job nach Zalando-Angaben eine Kamerabrille trug. Offenbar hatten Mitarbeiter Wirtschaftsspionage vermutet und die Polizei gerufen, die die Brille beschlagnahmt habe. Nachdem der Erfurter Online-Händler der Journalistin gekündigt hatte, strahlte RTL Mitte April die Enthüllungs-Reportage mit zahlreichen Innenaufnahmen aus der Versandhalle aus – mit großer Resonanz im Netz. In der Sendung gab die Reporterin an, sie habe ständig unter Kontrolle gestanden und sei enormem Leistungsdruck ausgesetzt gewesen. Ein Arbeitsrechtler prangerte außerdem die willkürlichen Diebstahlkontrollen als unzulässig an, da sie die Belegschaft unterGeneralverdacht stelle.

Wie der MDR in Erfurt jetzt unter Bezugnahme auf die Staatsanwaltschaft berichtete, bleibt der Fall allerdings ohne juristische Folgen für die Journalistin. Die Ermittlungen würden eingestellt. Behördensprecher Hannes Grünseisen sagt dem ARD-Sender, die journalistische Tätigkeit mit einer Kamerabrille sei nicht strafbar. Und: Der Verdacht auf Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen habe sich nicht bestätigt.

So viel zur juristischen Seite dieser Geschichte. Es gehört allerdings keine prophetische Gabe dazu, um vorhersagen zu können, dass das Thema Arbeitsbedingungen insbesondere im Bereich Logistik der großen Anbieter im E-commerce auch in Zukunft auf der Agenda bleiben wird. Die sich zuständig fühlende Gewerkschaft VERDI hat öffentlich und wiederholt ihre Kampfbereitschaft auf diesem Feld mehr als deutlich kommuniziert.

Bei Zalando, mit rund 2000 Beschäftigten größter Versandhändler Thüringens, hat sich jedenfalls angabegemäß seit Bekannt werden des geschilderten Falles einiges getan. So will das Unternehmen den Anteil unbefristet angestellter Mitarbeiter an der Belegschaft erhöhen. Ein Vertreter des Unternehmens versicherte laut MDR-Nachrichten bei einem Runden Tisch im Sozialministerium, bei Zalando gebe es auch keine Widerstände gegen einen Betriebsrat.

Unsere Prognose lautet: Zu diesem Themenfeld ist noch längst nicht das letzte Wort gesprochen.

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