Rund drei Viertel der deutschen Online-Händler bieten ihren Kunden die Bezahlung per Vorkasse an. Das ergab eine aktuelle Studie des EHI und giropay. Der Hauptvorteil für die Händler ist seit Jahren bekannt: Sie haben quasi kein Zahlungsausfallrisiko. Das ist schön für den Händler, aber wenig attraktiv für den Kunden. Dennoch haben laut besagter Studie 30 Prozent der deutschen Online-Shopper im vergangenen Jahr einen oder mehrere ihrer Online-Einkäufe per Vorkasse bezahlt.
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Die Wahl zwischen Pest und Cholera
Das sieht auf den ersten Blick nach einem guten Marktanteil und einer einigermaßen hohen Kundenakzeptanz für diesen Zahlungsweg an. Das ist auf den zweiten Blick aber ganz anders. Die Zahlung per Kreditkarte (75 Prozent), Paypal (72 Prozent), auf Rechnung (65 Prozent) oder per Lastschrift (54 Prozent) liegt in der Kundengunst meilenweit vor dem Bezahlen per Vorkasse.
Warum zahlen Kunden dennoch im Voraus für ihre Webeinkäufe? Mangels Alternative! Entweder bietet der betreffende Händler andere Zahlverfahren nicht an, belegt diese mit Gebühren oder der Käufer hat schlicht keine Kreditkarte oder ein Paypal-Konto. Hier hat der Kunde dann die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder er zahlt im Voraus oder er kann den Artikel seiner Wahl eben nicht kaufen. Kundenorientierter Service sieht anders aus.
Moderne Zahlungsweisen als Alternative
So verständlich die Angst von Online-Händlern vor Zahlungsausfällen von betrügerischen Kunden auch sein mag, so wenig berechtigt ist heutzutage das starre Festhalten an der Vorauskasse als Schutzfunktion. Die Vorkasse ist ein fast toter Gaul. Längst gibt es Zahlungssysteme, die den Interessen von Kunden und Händlern gleichermaßen gerecht werden. Auch die Kosten sind überschaubar. So hat zum Beispiel der Eingriff der Regulierungsbehörden bei den Kosten von Kreditkartenzahlungen zu einer wahren Renaissance dieser Zahlungsart geführt. Die Kosten für Paypal, Klarna, giropay, Direktüberweisung und viele andere Dienste schmälern zwar geringfügig die Marge der Händler. Jedoch sind die Kosten hierfür gleichzeitig eine Investition in den eigenen Kundenservice, die sich auszahlen wird.
Vorkasse ohne Zukunft
Es ist stets schwierig, in einer so dynamischen Branche wie dem E-Commerce verlässliche Prognosen abzugeben. Eines scheint jedoch sicher: In spätestens zehn Jahren wird es kaum ein Online-Shopper mehr akzeptieren, im Voraus für eine Ware zu zahlen, die er nicht einmal in den Händen hält. Online-Händler sind daher gut damit beraten, sich vom Zahlungsweg der Vorkasse in absehbarer Zeit zu verabschieden.
Spannend wird, ob die gute alte Vorkasse durch SEPA Instant Payments nochmal aktuell wird. Denn dann wäre zumindest die Verzögerung vom Tisch. Totgesagte leben länger! 🙂