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Zalando: So geht es nicht (Teil 2)

Zalando: So geht es nicht (Teil 2)
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Nachdem viel über die “Zalando-Kritik” geschrieben wurde, haben wir bei uns in der Redaktion uns umgehört. Auch hier wird das Thema zum Teil kontrovers diskutiert. Zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen wollten wir einfach mal ausführen und auch gerne ihre Meinung zu dem Thema erfahren. Nachdem wir in der letzten Woche praktisch auf das “Pro” eingegangen sind, geht es heute um das “Contra”. Zwei verschiedene Betrachtungsweisen eben und wie seht ihr das?

„Zustände wie im alten Rom!“ ist man versucht zu rufen, wenn man die Arbeitsbedingungen bei Zalando betrachtet, die jetzt durch eine mutige Enthüllungsreportage im Logistiklager Erfurt ans Licht der Öffentlichkeit gerieten. Für die teilweise schon erschreckenden Rechercheergebnisse gehört den Beteiligten großer Dank. Denn was jetzt exemplarisch in Erfurt aufgedeckt wurde, rückt nicht nur die Berliner Himmelsstürmer mit dem Glücksschrei, sondern eine ganze Branche in ein denkbar schlechtes Licht.

Da erfährt man von Laufleistungen jenseits der 25 Kilometermarke pro Schicht ohne die Gelegenheit, durch kurzes Hinsetzen einmal zu verschnaufen. Der Raum für die zweimal dreißigminütigen Pausen ist ironischerweise nur durch einen zehnminütigen Fußweg zu erreichen, was die effektive Erholungszeit also auf zehn Minuten pro Pause reduziert. Unerträglich erscheint auch der Generalverdacht gegenüber der Belegschaft, der sich durch die praktizierte Diebstahlprävention äußert. Da werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter willkürlich in dafür vorgesehenen Räumen ähnlich wie an Sicherheitskontrollen auf Flughäfen mit Detektoren abgescannt. Empörend ist zudem das Prämiensystem, das jedem Mitarbeiter 500 Euro verspricht, der stehlende Kollegen beim Unternehmen anschwärzt.

Renommierte Arbeitsrechtler haben nach Bekannt werden dieser und weiterer Aspekte der Arbeitsbedingungen, die zum Teil aus dem Zeitalter der Industrialisierung zu stammen scheinen, klipp und klar geäußert, dass die Bestimmungen des Arbeitsrechts bei Zalando in einigen Punkten eindeutig verletzt werden. Aber auch dort, wo juristisch vielleicht gerade noch im Rahmen des Erlaubten agiert wird, sind die Methoden des Modeversenders höchst unappetitlich. Was das Prämiensystem zur Diebstahlsanzeige unter Kollegen für das Betriebsklima bedeutet, möge sich ein jeder selber ausmalen.

Es bleibt zu hoffen, dass im Sinne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Erfurt wie in anderen Standorten von Zalando, des Unternehmens selber und der gesamten Branche die Missstände restlos aufgeklärt, wo erforderlich juristisch verfolgt und natürlich umgehend abgestellt werden. Streben nach Wachstum in einem hart umkämpften Markt rechtfertigt es keinesfalls, verbindliche Standards mit Füßen zu treten und den Wettbewerb auf dem Rücken und zu Lasten der Gesundheit und Unversehrtheit der Mitarbeiter auszutragen. So geht es nicht!

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