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Bremst Zustellermangel den Online-Handel aus?

Bremst Zustellermangel den Online-Handel aus?
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Faktoren für die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit von Online-Shoppern gibt es viele. Eines der wichtigsten Kriterien für die Kundenzufriedenheit ist nachgewiesen eine pünktliche, zuverlässige und serviceorientierte Lieferung der im Internet bestellten Waren. Geht hier etwas schief, sind die Online-Kunden in aller Regel sauer. Der Shopbetreiber, ob er die Defizite bei der Lieferung selber verschuldet hat oder auch sein Logistikpartner, hat es meist schwer, bei dem betroffenen Kunden noch einmal zu landen. Und die korrekte Zustellung von Webkäufen hängt zu einem beträchtlichen Teil von den Paketzustellern auf der so genannten letzten Meile ab.

Paketzusteller werden knapp

Trotz aller schöner Zukunftsmusik über die Auslieferung von Onlinebestellungen mit Drohnen oder Robotern ist es Fakt, dass den Paketzustellern heute und auch vorhersehbar im kommenden Jahrzehnt eine zentrale Rolle bei der E-Commerce-Logistik auf der letzten Meile zukommt und zukommen wird. Niemand hat bislang eine wirklich praktikable Alternative zu den freundlichen Damen und Herren in ihren gelben, braunen, weißen und andersfarbigen Arbeitsoveralls aufgezeigt, die die Pakete vom letzten Verteilzentrum in der Lieferkette an die Tür des Kunden bringen sollen. Und genau diese Herrschaften, die Paketzusteller, werden nun knapp. Die Logistikunternehmen haben erhebliche Probleme, mit dem durch den boomenden E-Commerce stetig und rapide wachsenden Sendungsaufkommen – Experten rechnen mit einer Verdoppelung bis 2025 – personell Schritt zu halten.

Zustellermangel als Wachstumsbremse

Jetzt könnte man sagen, dass es in der komplexen und hoch technisierten E-Commerce-Branche doch wohl nicht an ein paar Paketzustellern scheitern könne. Doch diese Sichtweise wird dem drohenden Problem nicht gerecht. Wegen der bereits erwähnten Wichtigkeit einer Warenlieferung entsprechend dem Kundenwunsch für dessen Zufriedenheit birgt ein zunehmender Zustellermangel durchaus Sprengstoff für die Branche. Dauerhafte und in signifikanter Größenordnung auftretende Defizite bei der Lieferung von Webkäufen könnten durchaus dafür sorgen, dass die Konsumenten sich zumindest teilweise vom Online-Handel ab- und sich dem stationären Handel wieder mehr zuwenden. Mit anderen Worten: Ein dauerhafter und verbreiteter Mangel an Paketzustellern könnte sich durchaus als Wachstumsbremse für den E-Commerce entpuppen.

Ein harter Job

Das Berufsbild eines Paketzustellers von heute hat mit dem des Landpostboten des 20. Jahrhunderts, der bei jedem zweiten Briefempfänger ein Schwätzchen hielt und um 14 Uhr mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen in den Dorfkrug einkehrte, um dort sein Feierabendbier zu genießen, überhaupt nichts mehr gemein. Paketzustellung ist heute ein echter Knochenjob unter hohem Zeitdruck. Das macht den Beruf nicht besonders attraktiv.

DHL entdeckt Bundeswehr als Personalquelle

Der deutsche Marktführer DHL ist sich des Problems augenscheinlich sehr bewusst und setzt bei der Personalgewinnung für die Paketzustellung auf eine Kooperation mit der Bundeswehr. Im März hat der Konzern einen Kooperationsvertrag mit dem Bundesministerium der Verteidigung unterzeichnet, um ausscheidende Soldatinnen und Soldaten in den zivilen Arbeitsmarkt zu integrieren. „Während die Kooperation den Soldatinnen und Soldaten langfristige Perspektiven für vielseitige Tätigkeiten im weltweit führenden Logistikkonzern eröffnet, bietet sich dem Unternehmen frühzeitig ein Zugang zu einem großen Pool an qualifizierten und motivierten Bewerbern“, heißt es in einer DHL-Pressemitteilung dazu.

Es sei dahin gestellt, ob solche Kooperationen den Zustellermangel beheben oder lindern werden. Auf jeden Fall sind sie Ausdruck dafür, dass die Akteure im Logistikmarkt ihr Personalproblem erkannt haben.

Der Preisdruck ist verantwortlich

Letztlich verantwortlich für den die Branche bedrohenden Personalmangel bei den Paketzustellern ist der immense Kostendruck im E-Commerce. Dass der Job hart ist, sagte ich bereits. Und sonderlich gut bezahlt ist er auch nicht. Denn jeder Cent, der in die vermeintlich kostenlose Lieferung der Waren fließt, erhöht den Produktpreis. Denn die Lieferung ist natürlich keineswegs kostenlos, sondern die Lieferpreise sind selbstverständlich kalkulatorisch im Produktpreis inbegriffen. Das ist klar.

Die Branche wird also nicht daran vorbei kommen, hier mittelfristig umzudenken. Kommt man zu der Überzeugung, dass eine pünktliche und zuverlässige Lieferung innerhalb eines vom Kunden festgelegten Zeitfensters auch ein gewisses Entgelt wert ist, dann können Paketzusteller auch besser bezahlt werden und das Berufsbild auf diesem Weg zumindest etwas attraktiver gemacht werden. Eine Überlegung sollte es Wert sein. Sonst kommt die negative Preisspirale irgendwann als Bumerang auf die gesamte Branche zurück.

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