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Bricht im Kunsthandel ein neues Zeitalter an? Kunsthandel – aber online

Bricht im Kunsthandel ein neues Zeitalter an? Kunsthandel – aber online
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Der Kunsthandel konnte sich bisher stets auf die Macht, welche die Preisdatenbanken auf den Auktionshandel ausgeübt haben, verlassen und damit Umsätze in Milliardenhöhe generieren. Diese Quellen stellen sowohl für Händler als auch für Sammler das wichtigste Instrument dar, um Kaufentscheidungen zu treffen und Preischecks durchzuführen.

Durch die Preisdatenbanken werden relevante Kennzahlen, wie Preisentwicklungen, geografische Verteilung der Kunstwerke, Platzierungen im internationalen Ranking oder der Auktionsumsatz zur Verfügung gestellt. Für jede handelbare Künstlerposition waren sie in den vergangenen 15 Jahren der absolute Gradmesser.

 

Corona-Pandemie verändert den Kunstmarkt

 

Doch diese Macht schein nun ins Wanken zu geraten. Die vorherrschende Position, welche die Preisdatenbanken genossen haben, wurde durch die Ausbreitung des Corona-Virus gefährdet. Der Handel und die Internetanbieter, die besonders auf hohe Transparenz bedacht waren, hatten sich in der Vergangenheit auf eine Kooperation geeignet, die nun zu zerfallen scheint.

Die Versteigerungsergebnisse von mittelgroßen, führenden Auktionshäusern werden immer seltener in die Datenbanken eingetragen. Das Modell „Kunst online kaufen“ wurde in Zeiten des Corona-Virus gestärkt – in den Datenbanken finden sich diese Angebote seit einiger Zeit kaum mehr wieder.

Bei einem ausgedruckten Auktionskatalog und entsprechender Ergebnisliste wird eine vollständige Transparenz geschaffen. Allerdings ist es bei Online-Auktionen möglich, ein Los zurückzuziehen. Dieses taucht im Nachgang dann oft nicht mehr auf, weil es häufig gelöscht wurde. Auch löschen einige Auktionshäuser solche Lots, wenn Lose nicht verkauft werden, um die Verkaufsquote positiv zu beeinflussen.

 

Transparenz ist lückenhaft

 

Dieses geschilderte Problem wird auch durch den größten Anbieter bestätigt. Dort werden ohnehin nicht alle Auktionen erfasst, sondern nur rund drei Viertel des gesamten Auktionsmarktes. Es gab also bereits in der Vergangenheit einige Lücken. Nun, da die Pandemie viele Auktionshäuser dazu veranlasst hat, ihre Online-Aktivitäten auszubauen, sind diese noch größer.

Die Transparenz im Kunsthandel wird dadurch lückenhafter und die Gegebenheiten im Auktionshandel ungenauer. Die Anbieter der Datenbanken und der Handel arbeiteten lange Zeit Hand in Hand, indem sie ihre Angebote samt anschließender Ergebnisse übermittelten.

Auch die Akquise von Käufern wurde durch die kostenlosen Auktionsankündigungen unterstützt. So entstand im Laufe des Internetzeitalters ein verlässlicher Preisspiegel für künstlerische Positionen in dem Sekundärmarkt. Für einige Galeristen und Künstler war dies gleichzeitig Fluch und Segen.

Wenn ein Kunstwerk nämlich wegen eines mangelnden Interesses zurückgegangen ist, hatte dies großen Einfluss auf den Primärmarkt, da es dann als „verbrannt“ galt. Wenn mehrere Auktionslose eines Künstlers durchfallen, so gilt dieser samt seiner gesamten Werke als uninteressant für den Markt. Die Konsequenz davon ist, dass bei folgenden Verkaufsgesprächen in Galerien sich die Fragen hinsichtlich einer neuen Preisgestaltung für die Werke häufen.

 

Große Preisnachlässe bereiten Galeristen massive Probleme

 

Die Übersicht über die Gestaltung der Preise im Kunstmarkt hat sich bisher besonders für die Käufer der Kunstwerke positiv ausgewirkt. Nach geringer ausgefallenen Zuschlägen forderten viele Sammler bei den Galeristen entsprechende Nachlässe. In früheren Zeiten wurden maximal rund zehn Prozent Nachlass eingeräumt – heute sind Nachlässe von nahezu 30 Prozent an der Tagesordnung.

Die übliche Marge, bei der die Verkaufssumme zwischen Galeristen und Künstler aufgeteilt wird, wird dadurch so schmal, dass wesentlich mehr Umsatz generiert werden muss, um die hohen Nachlässe zu kompensieren und das wirtschaftliche Überleben zu sichern.

Die Käufer sind von diesem gefährlichen Teufelskreis allerdings kaum beeindruckt. Jedoch bedeutet er für eine Vielzahl von Galeristen das sichere Ende. Auch die Kunstmessen werden so in Zukunft ihre Mietforderungen bei den Händlern kaum noch durchsetzen können.

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