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Der Onlinehandel braucht den Netzausbau

Der Onlinehandel braucht den Netzausbau
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Der Netzausbau in Deutschland treibt mitunter bizarr anmutende Blüten. Immer häufiger sieht man Berichte von kleinen Gemeinden im ländlichen Raum, die ihr Dorf mehr oder minder in Eigenregie an die schnelle Datenautobahn anbinden. So jüngst zum Beispiel geschehen im nordfriesischen Örtchen Löwenstedt, das mit der eigens gegründeten Bürger-Breitband-Netzgesellschaft den Anschluss an das Glasfasernetz auf eigene Faust gestemmt hat. Ähnliche Initiativen gibt es mittlerweile auch in vielen anderen Gemeinden im ländlichen Raum.

So herzerfrischend solche mutigen Initiativen auch sein mögen, weisen sie doch auf eine gravierende Problematik beim Netzausbau in Deutschland hin. Die Bundesregierung hat angekündigt, dass bis 2018 eine flächendeckende Versorgung mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Mbit/s oder mehr erreicht werden soll. Umsetzen müssen dieses Versprechen allerdings die Kabelnetzbetreiber und die schrecken wirtschaftlich völlig nachvollziehbar vor den erforderlichen Investitionen in vielen Bereichen des ländlichen Raumes zurück. Denn allein die Kosten für die erforderlichen Erdarbeiten übersteigen häufig die zu erwartenden Umsätze von ein paarhundert Anschlüssen, selbst wenn man diese über Jahrzehnte aufaddieren würde.

Doch der Onlinehandel ist extrem abhängig von immer höheren Übertragungsraten. Fast 60 Prozent der Händler nutzt derzeit einen Internetzugang mit einer Geschwindigkeit von sechs Mbit/s und schneller. Das zeigt eine aktuelle e-KIX-Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) und des ECC Köln.

Vor vier Jahren gab dies bei einer ähnlichen Befragung gerade mal ein Drittel der Händler an. „Das zeigt, wie schnell die Ansprüche an den Internetzugang gestiegen sind. Der Online-Handel professionalisiert sich immer weiter, das erfordert immer schnellere Verbindungen“, so der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp. Aufwendige Zoom- oder 360°-Ansichten setzten nicht nur beim Kunden, sondern vor allem beim Händler schnelles Internet voraus. Ein schneller Internetzugang sei ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Händler.

Fast jeder fünfte Händler (18,1%) gibt beim e-KIX an, bereits Geschwindigkeiten von 50 Mbit/s oder mehr zu nutzen. Das ist exakt die Geschwindigkeit, die die Große Koalition wie erwähnt bis 2018 flächendeckend in Deutschland einführen will. „Die Regierung muss dieses Versprechen nun auch umsetzen. Die Zeit läuft, bis 2018 sind es nur noch zweieinhalb Jahre“, so Tromp. Der Internetzugang sei Voraussetzung dafür, dass die Händler die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen können.

Dringender Nachholbedarf besteht nicht nur beim Kabelnetz, sondern auch bei den mobilen Netzen. In beiden Kategorien belegt Deutschland mit viel Wohlwollen Mittelfeldplätze. Angesichts des kontinuierlich steigenden Anteils von Einkäufen über Mobilgeräte ist auch die Bedeutung gut ausgebauter und weithin verfügbarer Mobilfunknetze für den Onlinehandel evident. Anders als beim Kabelnetzausbau ist die Politik hier auf einem ihrer ureigensten Felder gefordert. Es fehlt in Deutschland massiv an öffentlichen WLAN-Hotspots mit hohen Übertragungsraten. Einer der Hauptgründe hierfür sind erhebliche Rechtsunsicherheiten für die Betreiber solcher Hotspots. Diese schleunigst zu beseitigen sollte auf der Agenda von Infrastrukturminister Sigmar Gabriel und seinen Kabinettskollegen ganz oben stehen. Frisch ans Werk!

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