Amazon kooperiert für seinen Online-Food-Dienst Amazon Fresh mit DHL. Die Deutsche Post soll also dafür sorgen, dass frische Lebensmittel aus dem Hause Amazon zeitgerecht und knackig an die Haustüren der Kunden gebracht werden. Dem Vernehmen nach soll es zunächst im April in Berlin losgehen. Offiziell bestätigt ist diese Partnerschaft zwar bislang weder von Amazon noch von DHL, aber das ist ja für die Kommunikationspolitik des E-Commerce-Riesen nicht weiter ungewöhnlich.
Wenn wir davon ausgehen, dass es zu der genannten Kooperation kommen wird, stellen sich einige Fragen. Was bedeutet das für den Lebensmitteleinzelhandel? Was können wir aus der Partnerschaft für die Ambitionen von Amazon im Logistikbereich ablesen? Wird hier für DHL eine neue Cash-Cow geboren?
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Der Lebensmitteleinzelhandel sollte beunruhigt sein
Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sollte angesichts des bevorstehenden Einstiegs von Amazon in das Food-Business durchaus beunruhigt sein. Das Volumen des Lebensmittelmarktes ist mit einem Jahresumsatz von rund 170 Milliarden Euro zwar riesig und der Anteil von online gekauften Lebensmittel bislang verschwindend gering. Doch ist das Geschäft mit Lebensmitteln wegen des traditionell hohen Preisdrucks ein sehr margenschwaches Geschäft. Wir kennen ja alle den gnadenlosen Preiskampf insbesondere unter den Discountern. Verbilligt zum Beispiel Aldi das halbe Pfund Butter um 10 cent, müssen Lidl, Netto und Konsorten beinahe zwangsläufig mitziehen.
Gewinne werden im LEH daher nicht zuletzt über die Masse gemacht. Und da tut dem stationären Handel natürlich beinahe jeder einzelne Umsatz, der an den E-Commerce verloren geht, schon weh. Der klassische LEH wäre also gut beraten, seinen Kunden mit attraktiven Online- und Lieferservices eigene attraktive Angebote zu machen. Denn wer hat schon wirklich Spaß daran, mit drei Getränkekisten, dem 10-kg-Vorratspaket Waschpulver und mehreren Tüten mit anderen Produkten aus dem Supermarkt zu keuchen?
Amazon und die Logistik
Wir haben hier schon darüber berichtet, dass Amazon auch in Deutschland begonnen hat, eigene Logistikstrukturen aufzubauen. Der hiesige Paketplatzhirsch DHL hat darauf stets gelassen reagiert und bekundet, dass der E-Commerce-Marktführer auch in Zukunft auf starke Logistikpartner angewiesen sein wird. Die sich jetzt abzeichnende Kooperation bestätigt diese Sichtweise zunächst.
Doch, jetzt einmal abgesehen vom Bereich Online-Food, fehlt den klassischen Paketlieferdiensten wie DHL, DPD, UPS oder GLS analog zu den Lebensmittelmärkten jedes einzelne Paket, das Amazon in Eigenregie ausliefert in der Bilanz.
Im Pilotprojekt Amazon Fresh teilt die Truppe von Jeff Bezos schlicht und ergreifend ein wenig das Risiko mit dem Partner DHL. Das ist klug.
Wird Amazon Fresh eine neue Cash-Cow für DHL?
Für die Deutsche Post mit ihrer Sparte DHL ist es zunächst einmal ein schöner Erfolg, von Amazon als Partner für den Lieferdienst Amazon Fresh auserkoren worden zu sein. Ob diese Kooperation positive Auswirkungen auf die betriebswirtschaftliche Bilanz haben und Amazon Fresh zu einer neuen Cash-Cow für DHL werden wird, ist schwer einzuschätzen. Das hängt von mehreren Faktoren ab. Wird Amazon Fresh tatsächlich reüssieren und signifikante Volumina erreichen? Wie sind die finanziellen Bedingungen der Partnerschaft? Was muss DHL investieren? Denn es ist ja nicht so, dass die Pakete mit den verderblichen Lebensmitteln mal eben so mit in die normalen Lieferwagen geschmissen und irgendwann ausgeliefert werden können. Da sind zum Beispiel Kühlung und die Einhaltung von engen Zeitfenstern notwendig.
All das wissen wir noch nicht. Doch es wird spannend, die künftige Entwicklung der neuen Ehe von Amazon und DHL zu beobachten. Wir werden das.
via / Handelsblatt