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Finanzierung von E-Commerce Start-Ups!

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Kaum eine Branche hat in den letzten 5 Jahren derart fulminante Steigerungsraten gesehen, wie das E-Commerce. Angesichts einer Vielzahl von neuen Ansätzen und Geschäftsmodellen haben wir einen Boom erlebt, wie er selten zu sehen ist. Es ist die Zeit der Digitalen Gründer! Die Internet pure Player haben weiten Teilen des stationären Einzelhandels das Fürchten gelernt und bewiesen, dass sie nicht mehr nur Nischen bedienen können, sondern eine wesentliche und feste Größe der Einzelhandelslandschaft geworden sind. Wachstumsimpulse im Einzelhandel der letzten Jahre sind fast ausschließlich aus dem E-Commerce erwachsen. Die Bereinigung des Marktes durch das Ausscheiden oder Schrumpfen von wesentlichen, früher marktbeherrschenden Playern, die auf ein hoffnungslos rückständiges Geschäftsmodell gesetzt und die neuen digitalen Kanäle vernachlässigt haben, hat Chancen für die neuen Geschäftsmodelle eröffnet. Shoppingclubs; Live- und Social Shopping Angebote, Rabatt- und Gutscheinportale haben sich etabliert, müssen aber erst noch die Dauerhaftigkeit ihrer Geschäftsmodelle beweisen.Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass nur Teile der Finanzwelt verstanden haben, dass Internetunternehmen nicht mehr Teil einer Blase, sondern ein Teil des Establishments geworden sind. Erstaunlich also, dass E-Commerce Unternehmen nicht auch die gleichen Finanzierungsquellen zur Verfügung stehen wie den etablierten bzw. stationären Anbietern.Wir möchten in der folgenden Übersicht kurz skizzieren welche Finanzierungsquellen Gründern und Unternehmen des E-Commerce zur Verfügung stehen und unter welchen Bedingungen.Um es aber eines vorweg zu nehmen: keine Finanzierungs-Alternative hat nur Vorteile! Die Entscheidung für oder gegen einzelne Finanzierungsquellen wird im Einzelfall durch persönliche Präferenzen, tatsächliche Verfügbarkeit und vielen weiteren Faktoren bestimmt.

Kredite

Startup Ecommerce UnternehmenDie Zurückhaltung der Banken bei der Kredit-Finanzierung von E-Commerce hat sich zwar aus unserer Erfahrung leicht gegenüber der Situation vor 5-6 Jahren gebessert. Von einer Gleichbehandlung mit anderen Branchen sind wir aber weit entfernt. Die Welten der Banken und des Internets sind weiterhin nur in wenigen Punkten miteinander vereinbar. Das liegt zum einen in der Unkenntnis der Entscheidungswelten des jeweils anderen. Zum anderen in der Unsicherheit der Banken bei der Beurteilung vielversprechender Unternehmen und Geschäftsmodelle. Aber selbstverständlich fehlt auch vielen Gründern das Hintergrundwissen um sich in der Welt der Marktfolge, des Ratings, der Haftungsfreistellungen und Sicherheiten sicher zu bewegen und den Bankern die richtigen Grundlagen für ein positives Votum zu geben.Klar ist und bleibt aber: Wenn Gründer bereit sind, die persönlichen Risiken von Krediten und Bürgschaften auf sich zu nehmen sind die KfW Kredite insbesondere das ERP Gründerkreditprogramm „StartGeld“ mit seiner Haftungsfreistellung für die Hausbanken geeignet – wenn der Rahmen auch sehr begrenzt ist! Problematisch ist aber weiterhin, dass sowohl die Hausbank als auch die KfW ein positives Votum abgeben müssen. Kredite werden aber immer mit einem erhöhten Reportingaufwand der Bank gegenüber verbunden sein! Und naturgemäß mit mehr oder weniger hohen Zinszahlungen!

Bootstrapping und Partnering

Das Stichwort Lean-StartUp gehörte in den letzten Jahren zu meinen Favoriten. Angesichts von recht niedrigen Einstiegshürden für viele E-Commerce oder einfache E-Shop Betreiber ist es immer sinnvoll, das Unternehmen solange aus den eigenen Ersparnissen zu betreiben wie möglich. Und wer dann Cash-Flow generiert, kann mit geringen Entnahmen und Kosten Umsätze Wachstum erzielen. Und die Erlöse wieder reinvestieren. Der Vorteil für die Startups: Keine Gesellschafter reden und entscheiden mit, kein Fremder muss informiert, kein Banker umgarnt werden. Allerdings sind ehrgeizige Wachstumsraten nur selten zu realisieren. Angesichts der Schnelligkeit des Marktes muss man sich klar fragen ob und bis wann ein solches Vorgehen sinnvoll ist!

Wer lieber 100% eines kleinen Startups hält, anstatt 10% eines in mehrfachen Runden finanzierten und aggressiven Startups – der ist hier richtig bedient!

Venture Capital

Die Königsdisziplin der StartUp Welt ist wohl das fundraising bei Venture Capital Unternehmen. Unsere Erfahrung der letzten5 Jahre mit Startups aus dem E-Commerce Umfeld ist aber, dass nur wenige Gründer verstehen, zu welchem Zeitpunkt, unter welchen Bedingungen, mit welchem Team und mit welchen Geschäftsmodellen es überhaupt Sinn macht, große VC Gesellschaften anzusprechen. Die Anforderungen an die Geschäftsmodelle, den Markt den das Unternehmen bedient und den notwendigen ROI können nur wenige Startups bedienen. Und das Unverständnis der Gründer wächst häufig angesichts der Vertragsklauseln, die VCs aus der Historie heraus für notwendig halten: Vesting, Liquidationspräferenz, drag-along- und tag-along rights sind nur einige Stichworte, die viele Gründer aus unserer Erfahrung heraus ungern akzeptieren. Klar ist: Wer hier in der Champions-League der Startup Welt mitspielen will, muss die Spielregeln akzeptieren und muss ein adäquates Geschäftsmodell, ein herausragendes Team und einen großen Markt „mitbringen“! Und kauft sich das Investment mit einem umfangreichen Reporting und Mitentscheidungsrechten ein. Aber er kann dann auch aus 7-Stelligen Investmentsummen schöpfen und aggressiv wachsen!

Wer also lieber 10% eines ehrgeizigen Startups mit großem Team aber auch großem Risiko statt 100% eines langsam aber stetig wachsenden Startups hält – ist hier gut bedient!

Business Angel

Business Angels und private, kleinere Investoren bieten sicherlich eine Art Mischung aus ehrgeizigem Plänen und mehr Kontrolle im eigenen Startup. Auf der einen Seite gewinnt man ein wenig speed durch Investments in der Höhe von 50-200 T€, behält aber trotzdem eine Mehrheit und damit wesentliche Kontrollrechte. Allerdings ist es klar, dass sich erfahrene Business Angels in ihren Anforderungen und ihrem Vorgehen eher wie VCs verhalten. Daher haben sich viele Business Angels auch entweder Angel Networks angeschlossen oder agieren aus Verbünden heraus – wie die Mountain Partners – oder gehen sogar einen Schritt weiter und gründen eigene Accelerators oder Inkubatoren (wie Klaus Hommels, Michael Brehm, Sarik Weber, Oliver Jung oder Lars Hinrichs). Insofern verwischen die Unterschiede zwischen Venture Capital Gesellschaften und erfahrenen Business Angels immer mehr. Und auch wenn Angels die Türen für weitere Investoren öffnen, so muss man sich doch im Klaren darüber sein, dass für sie die gleichen Grundregeln gelten wie für Venture Capital Investoren.

Öffentliche Förderung

Öffentliche Fördergelder – als Zuschuss gezahlt – sind eine weitere Alternative ein Startups zu finanzieren. Da nicht rückzahlbar sind sie sicherlich attraktiv – man erkauft sie sich aber allzu oft mit administrativem und bürokratischem Aufwand. Auch sind immer die Nebenbedingungen zu beachten, die sinnvolle Handlungen oft verzögern oder sogar verhindern. Ausschreibungspflichten, Terminkontrollen, Abrechnungen, Verwendungsnachweise und Berichtspflichten sind notwendige aber hinderliche Nebenbedingungen. Zu den häufigsten genutzten öffentlichen Zuschussprogrammen gehören sicherlich EXIST-Stipendien (2.000 € pro Gründer und Monat für ein Jahr für Gründer aus den Hochschulen), das ZIM Förderprogramm (eher nicht für Startups) und ProFit (für Berliner Gründer). Begleitend sind natürlich der Gründerzuschuss, das KfW- Gründercoaching und die meist auf Landesebene ausgeschriebenen Förderprogramme für Gründerberatungen nennenswert.

Über den Autor

Kai ThierhoffThierhoff Consulting ist spezialisiert auf die Beratung von Internet- und E-Commerce Startups. Durch seine exzellenten Kontakte zu Venture Capital Gesellschaften und Business Angels hat sich als besonderer Schwerpunkt das Fundraising bzw. die Kapitalakquisition entwickelt. Thierhoff Consulting bereitet Startups auf diesen Prozess auch durch die Unterstützung bei Businessplänen, Investorenpräsentationen und der Optimierung von Geschäftsmodellen vor. Die Begleitung bei der Beantragung von öffentlichen Fördermitteln ist ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt von Thierhoff Consulting. Prof. Dr. Kai Thierhoff, Gründer und Inhabern von Thierhoff Consulting ist selbst erfahrener Gründer in mehr als einem Dutzend Startups, Gründungsberater mit mehr als 15 Jahren Erfahrung sowie Hochschullehrer im Fach Gründungsmanagement.

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