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Interview mit Roland Schweins von styleranking media

Interview mit Roland Schweins von styleranking media
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In unserer Interview-Reihe freuen wir uns, dass wir Roland Schweins von styleranking für ein Interview gewinnen konnten. Er wird Antworten geben, wie sich die Modebranche insgesamt entwickelt hat, wie es um das Thema Multichannel aussieht und mit welchen Trends in der kommenden Zeit zu rechnen sind. 

Frage: Herr Schweins, bitte stellen Sie sich kurz unseren Lesern vor.

Roland Schweins: Gern. Ich arbeite als Geschäftsführender Gesellschafter der styleranking media GmbH in Düsseldorf. Außerdem lehre ich das Fach New Media Management an der International School of Management in Dortmund und Frankfurt, berate Unternehmen bei ihrer Onlinestrategie und blogge für moderne Väter unter Passionpapa.de und über E-Commerce bei etailment. Ich bin mehrfacher Buchautor und Mitglied in der Fachgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft.

Frage: Was macht styleranking genau?

Roland Schweins: styleranking ist ein verlagsunabhängiges Modeportal, das es Mitgliedern ermöglicht, Bilder von Outfits der Community zu präsentieren und Styles zu bewerten. Eine internationale Moderedaktion schreibt über die neuesten Trends aus Paris, New York, Mailand oder Berlin in den Rubriken Fashion-News, Beauty, Designer oder Lifestyle. Wir verdienen unser Geld mit Online-Werbung – also Media.

Frage: Immer mehr Verlage und Magazine suchen den Weg zum E-Commerce – was sind aus Ihrer Sicht Gründe dafür?

Roland Schweins: Das hatte ich vor kurzem noch bei etailment kommentiert. Es gibt mehrere Gründe. Das wachsende Onlinegeschäft fängt die Rückgänge im Print-Werbegeschäft nicht auf, weil es Online mehr Konkurrenz gibt. Die Online-Preismodelle sind häufig performancebasiert und auch hier schneiden dann Portale schlechter ab, die ihre Inhalte auf teurem Wege durch Recherchen selbst erstellen. Also werden neue Erlöswege gesucht und E-Commerce kann ein Weg sein, um Portale zu refinanzieren.

Frage: Wie sieht das Thema E-Commerce bei styleranking aus?

Roland Schweins: Aktuell arbeiten wir noch an einer besseren Verknüpfung von Useroutfits, News, Jobs, Onlineshops und den weiteren Inhalten, die styleranking anbietet. Sobald diese Programmierung abgeschlossen ist, werden wir uns nach einem Partner umsehen, dessen Angebot wir in styleranking integrieren können. Die User fragen häufig, wo sie Dinge kaufen können, die sie bei uns gesehen haben, also ist der Bedarf durchaus gegeben.

Frage: Fashion ist einer der Themen im E-Commerce – wie sehen Sie die Entwicklung bisher? 

Roland Schweins: Ich finde es belustigend, dass Mode als E-Commerce-Thema erst heute einen Trend erfährt. Noch vor fünf Jahren sagten alle, dass man Mode – mit Ausnahme klassischer Versandhandelsware – online nicht kaufen wird. Heute sind alle vom Erfolg von Zalando und Co. überrascht. Ich denke, dass viele die Möglichkeiten, die das Internet bietet, verschlafen haben, sonst wären Phänomene wie Zalando nicht möglich.

Frage:  Wie wird das Thema Multichannel im Fashion-Bereich angegangen?

Roland Schweins: Desaströs. Der Bereich wird von zahlreichen Unternehmen sträflich vernachlässigt. Lediglich die Dickschiffe wie H&M, Hugo Boss oder Esprit haben hier erkennbare Strategien. Die Onlineshops von Massenware-Riesen wie Zara oder C&A sind noch relativ jung, das muss man sich einmal überlegen, wie spät diese Unternehmen auf das Thema Online aufmerksam geworden sind. Viele Unternehmen fürchten online um Vergleichbarkeit und damit sinkende Margen, bis sie entdecken, dass autonome Onlineshops ihre Ware führen – manchmal Vorsaisonware aus irgendwelchen Kanälen. Dann merken diese Brands, dass sie die Preishoheit über ihre Produkte online verlieren und beginnen, Onlineshops aufzusetzen. Ein weiterer klassischer Fall: Es wird online verkauft und ein Shop gelauncht, ohne ausreichend Marketing-Budget zu hinterlegen und zu optimieren. Wer einen Onlineshop ins Netz stellt und sich wundert, dass dieser nicht performed, sollte sich Gedanken machen, ob er den Aufwand unterschätzt hat, dass dieser ja auch aktiv gemanaged werden muss. Man würde ja auch keinen Laden auf der Düsseldorfer Kö öffnen und keine Verkäuferinnen engagieren. Von diesen Entwicklungen abgesehen gibt es sogar einige Unternehmen, die resignieren und sich dem Thema Online nicht gewachsen fühlen und ihre Shops wieder einstellen. Von Multichannel kann also in vielen Fällen nur unzureichend gesprochen werden. Von Strategie, Controlling und Evaluierung in den seltensten Fällen.

Im Bereich Image-Aufbau und -Pflege gibt es nur einen Bruchteil der Modelabels, die hier einen Bedarf erkannt haben, was meiner Einschätzung nach zu Verschiebungen bei der Markenbekanntheit führen wird hin zu den Brands, die hier über das Know-how und Budget verfügen, um sinnvolle Online-Mediakampagnen einzusetzen.

Roland Schweins: Das Thema Augmented Reality ist zwar ein altes, wird aber weiter als Trend erhalten bleiben. Der Trend geht außerdem zu kapitalstarken neuen Playern im Bereich E-Commerce und weiter zu mehr Waren-Geschwindigkeit – online wie auch auf der Fläche. Gleichzeitig verschwinden aktuell zahlreiche kleine Onlineshops – auch von Brands, weil sie sich der Übermacht starker Player, die mit Kampfpreisen, Rücknahme-Garantien und Professionalität in Sachen Abwicklung, Retourenmanagement und Zahlungsoptionen nicht gewachsen fühlen. Insgesamt befinden wir uns hier in einem stark wachsenden Markt, dessen Tempo zahlreiche Modeunternehmen nicht mitgehen können, weil sie es in den vergangenen Jahren versäumt haben, ausreichend Expertise aufzubauen. Es werden etablierte Labels verschwinden, weil sie den Onlinemarkt nicht kennen. Viele sprechen hier von “New Media” – das Internet ist inzwischen allerdings eher “established media”. Wer jetzt damit anfängt, der kommt zu spät.

 Vielen Dank, Roland Schweins, für das sehr interessante Interview. 

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Comments (6)

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    Vielen Dank für das in der Tat sehr interessante Interview. Was mich interssieren würde, Herr Schweins, wie wollen Sie einen eigenen Shop denn in Sachen Online-Marketing pushen? Gibt es hier schon konkretere Überleugngen. Stelle mir das rein aus der Reichweite der Leser schwierig vor oder?

    Eine weitere Frage, Leben Sie 100% von Werbung und ist damit ein Team komplett finanzierbar? Kaum vorstellbar oder haben SIe Investoren an Board?

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    Sehr interessantes Interview. Was mich interessieren würde, welche Unternehmen sind im Augmented Reality noch unterwegs und können die Unternehmen bereits auf erste Erfolge zurückblicken?

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    Ich teile im Wesentlichen die Auffassung von Herrn Schweins. Insbesondere das nicht hinterlegte Marketingbudget und der Irrglaube “ich bin doch als Marke bekannt” – führen zu kompletten Fehleinschätzungen, was E-Commerce überhaupt bedeutet. Mit den Rezepten von gestern gestaltet man nicht die Zukunft von morgen. Ein alter Spruch, der sich wieder bewahrheitet. Meiner Einschätzung nach sind auch H&M oder Zara mit ihren Onlineshops nicht mehr als “basic” unterwegs. Ware online stellen, reicht nicht, um im Internet zu bestehen.
    Der (noch) starke Stationärhandel wiegt diese Versäumnisse noch auf. Aber der Frequenzverlust im Stationärhandel wird stärker, was dann? Warum gelingt es nicht, den Spieß umzudrehen, und aus der Onlinebrille heraus zu denken? Fachkräftemangel? Wohl kaum, Visionen kommen von der Unternehmensspitze (wenn sie denn kommen…)

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    Hallo Daniel, zur ersten Frage: Eine Shopping-Lösung bei styleranking kann ein zusätzliches Angebot sein, das sinnvoll integriert werden wird. Es ist nicht unser Haupterwerbsfeld. Ich glaube aber, wenn man Angebote kontextuell gut einbindet, dann kann dies einen Mehrwert – auch für die Reichweite – darstellen. Aber wir werden uns nicht zum Konkurrenten von Onlineshops entwickeln und unser Geschäftsmodell dahin verlagern, so dass hier kein gesonderter Marketingplan vorgesehen ist, das machen die E-Commercler selbst viel besser. E-Commerce ist ein sehr kapitalintensives Geschäft. Zu Ihrer weiteren Frage: Wir refinanzieren uns aktuell zu 100 % über Werbung. Die Frage nach Investoren ist eine andere, denn mit Investoren – die wir an Bord haben – kann man ja kein Geld verdienen. Angebote wie Spiegel Online oder andere redaktionelle Angebote – und auch Facebook – ja sogar Google – refinanzieren sich ebenso übrigens über Werbung. Die Verlagsangebote betreiben zusätzlich Angebote wie Aboshops oder Büchershops. Zudem steigendie Werbebudgets in den vergangenen Jahren im Onlinemedia-Bereich stark (OVK). Aber das ist ein anderes Thema als das, was in dem obigen Interview behandelt wird und könnte gesondert diskutiert werden.

    Zur Frage von Ranja: Otto hat einen spannenden Ansatz, den ich einmal unter etailment skizziert hatte. Ikea arbeitet mit einer App – zahlreiche Modeunternehmen bereiten eine virtuelle Ankleide vor.

    Bei weiteren Rückfragen: Jederzeit gern…

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