Künstliche Intelligenz fasziniert – und polarisiert. Zwischen Hype und Skepsis verlieren Unternehmen jedoch schnell aus dem Blick, worauf es wirklich ankommt: den konkreten Nutzen im Tagesgeschäft. Wer im Handel den Fokus gezielt auf die Optimierung von Auftragsabwicklung und Kundenservice legt, erkennt das wahre Potenzial von KI.
Wie jede Technologie birgt auch künstliche Intelligenz (KI) das Potenzial, Geschäftsprozesse grundlegend zu verändern und damit auch den Arbeitsmarkt zu beeinflussen. Für einige Unternehmen werden sich beide Versprechen erfüllen – umso wichtiger ist es, diese Ambivalenz anzuerkennen.
Die anfängliche Euphorie, die oft mit bahnbrechenden Innovationen einhergeht, weicht zunehmend einer differenzierten Betrachtung. Statt eines einheitlichen Fortschritts lässt sich beobachten, dass Unternehmen KI-Technologien in unterschiedlichem Tempo und mit variierenden Schwerpunkten adaptieren. Während einige Pioniere bereits konkrete Anwendungen in ihren Geschäftsalltag integrieren und erste Erfolge verzeichnen, stehen andere noch am Anfang der Evaluierungsphase oder zögern angesichts der Komplexität und der notwendigen Investitionen. Angespornt durch die beeindruckenden Erfolge, die viele Softwareunternehmen durch den Einsatz von KI erzielt haben, drängen auch Markenunternehmen nun auf eine rasche Implementierung – insbesondere im E-Commerce.
Laut einer Studie von Accenture haben 36 % der großen Unternehmen als auch der KMUs KI bereits erfolgreich in Lieferketten- und Logistikprozessen implementiert, während 28 % kurz vor der Umsetzung stehen. Das Unternehmen prognostiziert außerdem, dass KI die Produktivität in der Logistik bis 2035 um bis zu 40 % steigern wird. Bereits vor zwei Jahren sagte Gartner voraus, dass bis 2024 50 % der Supply-Chain-Unternehmen in KI-Anwendungen mit fortschrittlichen Analysefunktionen investieren werden.
Alle erfolgreichen Marken haben eine menschenzentrierte Sichtweise auf ihre Kunden. Dies ist auch der Ausgangspunkt für die Einführung von KI, denn schließlich steigen die Erwartungen von Seiten der Verbraucher.
Inhalt des Artikel
Nachhaltigkeit und Unsicherheit prägen das Konsumverhalten
Während die Medien von steigendem Verbrauchervertrauen und vorerst stabilen Inflationsraten berichten, bleiben die Konsumenten bei ihren Ausgaben vorsichtig und zurückhaltend. Zusätzlich spielt auch die allgemeine Ungewissheit eine Rolle. Dazu gehören allgegenwärtige geopolitische Spannungen, Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung und die Angst vor Arbeitsplatzverlust.
Dennoch scheinen diese Verbraucher nicht auf den Faktor Nachhaltigkeit zugunsten niedrigerer Preise verzichten zu wollen – sie erwarten schlichtweg beides. Dies ist ein wesentlicher Faktor, der Unternehmen dazu zwingt, nachhaltige Produkte mit echtem Mehrwert und einem erstklassigen Kundenservice vor und nach dem Kauf anzubieten.
Insbesondere hinsichtlich Fulfillment und dem Kundenservice nach dem Kauf führt das Bedürfnis der Verbraucher nach personalisierten und nachhaltigen Lösungen zu einer zunehmenden Vielfalt an Lieferoptionen – von Standardpaketen über Same-Day-Lieferungen und Abholstationen bis hin zu C2C-Optionen.
Markenunternehmen sehen sich dadurch mit potenziell höheren Kosten und einem unzureichenden Service konfrontiert. Insbesondere der zunehmende Einsatz von wenig oder gar nicht geschulten Teilzeitmitarbeitern bei einigen Zulieferern gefährdet das Qualitätsversprechen, das Unternehmen ihren Kunden geben.
KI kann hier Abhilfe schaffen. Denn die Bedeutung des gezielten Einsatzes von KI zeigt sich bereits in den Wünschen der Verbraucher: Sie testen die Fähigkeiten der Technologie im Alltag oft selbst und erwarten vom Einzelhandel infolgedessen, dass er nachzieht, um optimierte und personalisierte Kundenerlebnisse zu bieten.
Kontrolle und Transparenz im Versandprozess als Wettbewerbsvorteil
Dabei ist es für Einzelhändler unerlässlich, die Kontrolle über ihre gesamten Versandprozesse zu wahren. Dies umfasst die lückenlose Sendungsverfolgung und reibungslose Auftragsabwicklung, begleitet von einem rund um die Uhr verfügbaren Kundensupport. Eine vielfältige Auswahl an Versanddienstleistern sowie die Fähigkeit, diese flexibel nach Kundenwunsch zu wechseln, sind unerlässlich. Zudem müssen die Unternehmen Nachhaltigkeit und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften gewährleisten.
Eine Untersuchung hat ergeben: 37,5 % der Befragten erwarten, dass die Lieferstatus-Updates direkt vom Händler und nicht vom Versandunternehmen kommen. Darüber hinaus gaben 44,1 % an, dass sie mehr Vertrauen in die Updates haben würden, wenn sie direkt vom Händler gesendet würden. Händler können davon profitieren, eine Rolle im Versand- und Lieferprozess beizubehalten und gleichzeitig eine nahtlose Kommunikation mit Lieferpartnern zu gewährleisten.
Fazit: KI als Schlüssel zu optimierten Prozessen und Kundenerlebnissen
KI-gestützte Systeme optimieren die gesamte Lieferkette beim Paketversand von Online-Anbietern und Markenunternehmen. Diese intelligenten Technologien ermöglichen es Versanddienstleistern, nicht nur effizienter zu arbeiten und damit Kosten und Ressourcen beim Personal zu sparen. Vielmehr bieten sie auch ein deutlich verbessertes Kundenerlebnis – mit höherer Transparenz, Flexibilität und Zuverlässigkeit im gesamten Versandprozess. Zukünftig wird es darauf ankommen, KI-basierte Anwendungen optimal einzusetzen, sobald diese detaillierteren Analysen zu Kosten und Leistung ermöglichen. Dadurch können Markenunternehmen ihre Serviceleistungen erheblich steigern.
Über den Autor:
Rory O’Connor ist Gründer und CEO von Scurri, einer Liefermanagement-Plattform, die Bestell-, Versand- und Lieferprozesse für Online-Händler optimiert. Als anerkannter E-Commerce-Experte spricht er regelmäßig auf internationalen Technologiekonferenzen. Zuvor sammelte er umfassende Erfahrung in leitenden Vertriebs-, Marketing- und Technologiepositionen bei Unternehmen wie Waterford Wedgwood, AOL und Carphone Warehouse. Rory O’Connor besitzt mehrere akademische Abschlüsse in Wirtschaft und Marketing, darunter einen MBA des Henley Management College der Universität Reading/UK.
Autor: Rory O’Connor ist Gründer und CEO von Scurri