Aufgrund sinkender Finanzierungskosten interessieren sich immer mehr Personen bei diversen Anschaffungen für den Kauf auf Raten. Insbesondere die Einrichtungshäuser profitieren seit der Corona-Pandemie von dem geänderten Verbraucherverhalten und bieten umfangreiche Möglichkeiten zum Erwerb von Möbeln an. Das Transaktionsvolumen liegt bei 50 Milliarden Euro. Doch wie erkennen Verbraucher das beste Finanzierungsangebot?
Inhalt des Artikel
Direkte und indirekte Ratenkauf-Möglichkeiten
Gegenwärtig haben Verbraucher die Wahl zwischen verschiedenen Finanzierungsmodellen. Hierbei wird der direkte sowie der indirekte Ratenkauf angeboten.
Zunächst ist es erforderlich, den Begriff des Ratenkaufs anhand eines Beispiels zu erläutern.
Der Verbraucher erhält das Möbelstück, ohne zum Zeitpunkt des Erwerbs die dafür nötige Summe in ihrer Gesamtheit aus eigenen finanziellen Mitteln aufzubringen. Der Betrag wird in der Folge anteilig in meist gleichen Monatsraten an den Händler, eine Bank, einen Finanzdienstleister oder eine Privatperson zurückgezahlt.
Direkt über Shop/Händler
Jene Möglichkeit bietet gegenwärtig die Mehrzahl der Möbelhäuser und Internetshops an.
Um die Finanzierung direkt über den Händler oder einen Onlineshop abzuschließen, ist es zunächst erforderlich, dort ein Möbelstück zu erwerben und somit einen Kaufvertrag mit dem Verkäufer abzuschließen.
Anschließend geht der Käufer ein weiteres Vertragsverhältnis ein. Entweder mit einer Bank oder einen Finanzdienstleister, die die geforderte Summe für den gewünschten Artikel bereitstellen. Das bedeutet, dass der Verbraucher die Finanzierungskonditionen nicht mit dem Möbelhaus, sondern mit den beiden letztgenannten Unternehmen vereinbart.
Indirekt über Bank/Kreditgeber
Vor der Anschaffung der neuen Möbel schließt der Kaufinteressent einen Ratenkredit zur freien Verwendung bei einem Bankhaus oder einem anderen Kreditgeber ab. Dementsprechend verfügt der Verbraucher bereits beim Kauf über den nötigen Betrag und geht lediglich ein Vertragsverhältnis ein. Der Ratenkredit wird sodann über den vereinbarten Zeitraum getilgt.
Eine weitere interessante Finanzierungsmöglichkeit bieten Expresskredite. Die Anbieter versprechen eine schnelle Kreditauszahlung in oft weniger als 24 Stunden. Selbst negative Schufa Einträge stellen bei gewisser Bonität kein Hindernis dar. Einschränkend ist zu sagen, dass ausschließlich mittlere Geldbeträge zu kurzen Laufzeiten verliehen werden.
Vorteile des Ratenkaufs
Bei der Akquisition von Einrichtungsgegenständen auf Raten ist es nicht nötig, den Kaufbetrag für hochpreisige Produkte wie eine neue Küche oder eine Sofalandschaft aus den liquiden Mitteln des Haushaltsbudgets zu entnehmen.
Durch diese Vorgehensweise wird Flexibilität hinsichtlich der Option weiterer unvorhergesehener Ausgaben wie beispielsweise eine kostenintensive Autoreparatur gewahrt.
Mit dem Abschluss eines Ratenkredits werden finanzielle Engpässe vermieden. Zusätzlich besteht die Chance, gesparte Barmittel gewinnbringend anzulegen.
Nachteile bei Ratenzahlung
Bei einem Ratenkauf ist der Anschaffungspreis für das Möbelstück höher als beim Barkauf. Ursächlich für diesen Effekt sind die Zinsen, welche bei einer Kreditaufnahme gezahlt werden müssen. Sie fallen je nach Bonität und Bank/Händler in unterschiedlicher Höhe an.
Des Öfteren bieten Banken günstigere Zinsen, da sie sich am Leitzins der Europäischen Zentralbank orientieren.
Die direkte Finanzierung über den Händler inkludiert dessen Eigentumsvorbehalt bis zur vollständigen Rückzahlung des Darlehens. Das bedeutet, dass bei Nichterfüllung der Vertragsbedingungen die Ware zurückgefordert werden kann. Bei der Kreditaufnahme über die Bank ist dies nicht der Fall.
Zudem ist die Gefahr der Überschuldung zu beachten. Auch kleine Beträge summieren sich und führen unter Umständen zu Zahlungsschwierigkeiten und folglich zu Inkasso- oder Mahngebühren.
Kann jeder Kunde auf Raten bezahlen?
Neben den allgemeinen Voraussetzungen wie Volljährigkeit, positive Bonität bei der Schufa und der allgemeinen Geschäftsfähigkeit existieren noch weitere Anforderungen.
Oft wird ein amtlich gemeldeter Wohnsitz in Deutschland und weitere Bonitätsnachweise wie die letzten drei Gehaltsabrechnungen gefordert.
Darüber hinaus ermöglichen einige Händler den Ratenkauf ausschließlich für Bestandskunden, um sich gegen Zahlungsunfähigkeit abzusichern.
Ist eine Kreditfinanzierung auch mit schlechter Bonität möglich?
Für finanzschwache Verbraucher mit geringer Bonität bieten Privatkredite einen Kompromiss. Hierbei wird das Darlehen zwischen zwei Privatpersonen vereinbart. So besteht sogar die Möglichkeit, durch die Familie oder enge Freunde einen zinslosen Kredit zu erhalten
Des Weiteren offerieren Vermittlungsportale im Internet solch eine Art der Finanzierung. Zuweilen werden dort außerordentlich hohe Zinssätze verlangt, sodass der Erwerb des Möbelstücks teurer als beim Barkauf oder dem Bankdarlehen ist.
Ferner agieren in diesem Dienstleistungsbereich zahlreiche Betrüger, welche in finanzielle Not geratene Personen ausnutzen.
Aufpassen bei 0%-Finanzierungen
Besonders diese Finanzierungen bergen ein Gefahrenpotenzial. Sie sollen laut Verbraucherzentrale den Interessenten dazu verleiten, einen Vertrag einzugehen. Unter Umständen schließt der Verbraucher, ohne es zu wissen, einen Anschlussvertrag mit der Bank ab, da die AGB nicht aufmerksam gelesen wurden. Daneben sind die Möbel oft bereits höher bepreist, um den Einkommensverlust durch den fehlenden Zins zu kompensieren.
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