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Politische Initiative gegen individualisierte Preisgestaltung

Politische Initiative gegen individualisierte Preisgestaltung
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Genau einen Monat hat es gedauert, bis die erste gegen den Online-Handel gerichtete Initiative aus der Politik des Jahres 2016 publik wurde. Der nordrhein-westfälische Verbraucherschutzminister Johannes Remmel wandte sich zum Monatsbeginn in einem Zeitungsinterview für die Funke-Medien-Gruppe gegen die individualisierte Preisgestaltung im Online-Handel und kündigte mehr oder weniger unverhohlen an, auf Gesetzesänderungen zu drängen.

Worum geht es?

Remmel nimmt in seinen Interviewäußerungen Anstoß daran, dass Online-Händler ihren Kunden auf deren persönliche Profile zugeschnittene Individualpreise anböten. Im Klartext: Ein Web-Kunde, der sich beispielsweise mit einem neuen iPhone im Shop anmelde, bekäme unter Umständen einen höheren Preis für das gleiche Produkt unterbreitet als ein Kunde, der von einem Desktop-PC auf den Shop zugreift. „Wenn ich als Kunde nur wegen meines Wohnortes oder meiner Konsumgewohnheiten einen anderen Preis bekomme als mein Arbeitskollege, dann ist das schlicht und einfach eine unfaire Preispolitik der Wirtschaft“, sagte der Minister der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Hier sehe er die Politik in der Pflicht: „Wir müssen solche Praktiken verhindern, bevor sie sich weiter ausbreiten.“

Ausmaß des individualisierten Pricings unklar

Etwas befremdlich an dieser sehr entschlossen klingenden Initiative ist allerdings, dass der Minister in seinem Interview jede belastbare Datengrundlage schuldig bleibt, in welchem Ausmaß ein solches individualisiertes Pricing in der Praxis des Online-Handels tatsächlich stattfindet.

Erneute Benachteiligung von Online- gegenüber stationärem Handel?

Sicher ist hingegen, dass individuell gestalte Preise im stationären Handel gängige Praxis sind. Alleine in meiner Heimatstadt genieße ich sowohl beim Schuhfachgeschäft als auch beim Blumenhändler meines Vertrauens einen Stammkundenrabatt von jeweils fünf Prozent. Warum? Wegen meines Konsumverhaltens in der Vergangenheit. Genau diese auf meinen Konsumgewohnheiten basierende Preisgestaltung der betreffenden Offline-Händler ist es aber, denen Minister Remmel nun im Online-Bereich einen Riegel vorschieben zu wollen scheint.

Kein Aktionismus – keine Ungleichbehandlung

Sollte es im E-Commerce tatsächlich im großen Umfang objektiv diskriminierende Preise geben, dann spricht wenig dagegen, dies im Interesse der Verbraucher zu korrigieren. Allerdings sollte sich die Politik zunächst mit belegbaren Daten hierzu ausstatten, bevor sie in irgendeiner Weise gesetzgeberisch aktiv wird. Alles andere wäre populistischer Aktionismus. Des Weiteren ist eine erneute Ungleichbehandlung von stationärem und interaktivem Handel abzulehnen. Es bleibt zu hoffen, dass die Interessenverbände des Online-Handels sich in diesem Sinne engagieren werden, sollten die von Johannes Remmel jetzt verkündeten Ansichten konkretere Formen als die eines Zeitungsinterviews annehmen.

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