Es ist gerade erst wenige Tage her, dass der weltweit größte Online-Händler Amazon sehr beunruhigende Geschäftsergebnisse mit hohen Defiziten für das abgelaufene dritte Quartal bekannt geben musste, da droht zumindest in Deutschland schon das nächste Ungemach für das so mächtige Unternehmen mit Sitz in Seattle, Bundesstaat Washington, USA. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi eröffnet die nächste Runde im seit geraumer Zeit andauernden Tarifkonflikt mit Amazon.
Um Mitternacht zum Montag haben laut Angaben von Verdi die Beschäftigten in den Logistikzentren Bad Hersfeld und Leipzig die Arbeit niedergelegt. Mit Beginn der Frühschicht folgten die Lageristen in Rheinberg, Graben und Werne. Die Logistik-Belegschaft in Werne will bis zum Ende der Spätschicht am Dienstag, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den anderen genannten Standorten wollen den Ausstand bis Mittwoch zum Ende Spätschicht durchsetzen.
Die Gewerkschaft und ihre Mitglieder erhöhen damit den Druck auf Amazon, da fortgesetzte Arbeitsniederlegungen im Logistikbereich im traditionell wichtigsten Quartal des Jahres für das Weihnachtsgeschäft des Marktführers schmerzhafte Folgen mit sich bringen könnten.
Der Hauptstreitpunkt zwischen Verdi und Amazon ist nach wie vor die Frage, ob die Mitarbeiter in den Versandzentren nach den niedrigeren Tarifen der Logistikbranche oder den höheren Tarifen des Handels bezahlt werden sollen. Verdi fordert hartnäckig die Einstufung in den Handel, Amazon lehnt diesen Schritt seit Beginn der Auseinandersetzung zu Ostern 2013 ebenso vehement ab.
Eines ist klar: Von einem dauerhaften Arbeitskampf mit verhärteten Fronten werden weder die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, noch das Unternehmen Amazon, sondern lediglich der Wettbewerb profitieren. Wir haben an dieser Stelle als neutraler Beobachter bereits mehrfach dazu aufgerufen, eine Kompromisslösung für die scheinbar verfahrene Situation am Verhandlungstisch zu finden. An diesem Appell an beide Parteien hat sich auch heute nichts geändert.