Im November hatte Matthias Thürling erstmalig hier bei uns über den aktuellen Entwicklungsstand bei der nächsten Edition der populärsten Shopsoftware Shopware gegeben. Heute informiert der Geschäftsführer der intoCommerce GmbH über absehbare branchenspezifische Aspekte in den Funktionalitäten von Shopware 6.
Inhalt des Artikel
Was wird Shopware 6 branchenspezifisch bieten?
Wir haben uns die Möglichkeiten angeschaut, wie Shopware 6 den klassischen E-Commerce und diverse Branchen verändern kann, und wie sich die neue Shopware-Version hier einsetzen lassen könnte. Die Betrachtungen der Branchen Medien, Automobile, Reisen und Mobility sowie den POS im klassischen Handel können Sie gerne in der Vollversion unseres Blogbeitrages hier nachlesen.
Was ist Shopware 6?
Wie Shopware 6 tatsächlich aussehen wird, können zurzeit nur einige Leute in Schöppingen beurteilen, und auch das nicht mit Sicherheit. Tatsächlich gibt es diese neue Version von Shopware nämlich noch gar nicht.
Was allerdings bereits vorhanden ist, ist der so genannte „Playground“ von Shopware, den wir in unserem vorherigen Beitrag vorgestellt haben. Interessant ist, dass Shopware im Playground sehr viele Funktionalitäten testet – sowohl im Hinblick auf die Konzeption/ Usability als auch auf die Umsetzung. Der Zweck dieser Tests ist es festzustellen, welche dieser Funktionen zukünftig in Shopware 6 genutzt werden können
Es ist schon recht gut abzusehen, wie sich Shopware 6 weiterentwickeln wird. Deshalb geht es uns heute darum, vor allem die Philosophie und Herangehensweise von Shopware 6 für den Anwendungsfall in verschiedenen Branchen zu prüfen.
Die Grundphilosophie von Shopware 6
Bei der Grundphilosophie geht es um eine Orientierung weg von den klassischen Anwendungsfällen – d.h. ein klassisches Frontend, ein klassisches Design und einen klassischen Checkout, wo der Kunde seine E-Mail-Adresse eingibt und schließlich eine entsprechende E-Mail versendet wird. Das sind Funktionen, die jedes Shopsystem heute bereits bieten muss.
Vielmehr geht es um die Überlegung, wie E-Commerce in Zukunft aussehen kann – Stichwort „Headless E-Commerce“. Dieser Begriff ist meiner Meinung nach unglücklich gewählt, denn er klingt nach „kopflos, sinnlos, gedankenlos“. Das ist jedoch nicht der Fall, ganz im Gegenteil sogar: Das Konzept geht noch einmal sehr viel tiefer in den Bereich E-Commerce und unsere zukünftige Vorstellung davon.
Mobile First?
Wenn man sich einmal die bisherige E-Commerce-Entwicklung anschaut, ging es vor ein paar Jahren für Online-Shops noch um das Motto: „Unbedingt Mobile First!“
Natürlich ist dies sehr wichtig, ist aber inzwischen Standard. Bei einem Mobile-First-Projekt geht es heute nicht mehr darum, von einer Desktop-Seite auf die Smartphone-Ansicht herunter zu brechen, sondern vielmehr zu überlegen: „Wie kann ich von Mobile First heraus denken? Was benötige ich eigentlich auf dem kleinsten und schwierigsten Gerät, um dann auf die einfachen Geräteflächen und –größen hochzugehen?“
Komplexität der Customer Journey
Wir haben inzwischen gelernt, dass sich die Customer Journey noch einmal ganz anders verhält und viel komplexer geworden ist, und dass diese Komplexität in Zukunft eben auch über solche Systeme abgebildet werden müsste. Welcher Kanal wird eigentlich über welche Interaktionsbedürfnisse in Zukunft genutzt, und welches Gerät ist dafür das passende Device?
Da sehen wir, dass vom klassischen POS der Kunde in Zukunft vielleicht über Ausspielung, über SEO-Kanäle, über ein Voice Device oder einen passendes Retargeting-Newsletter erreicht werden kann. Das können eigene Kanäle sein, die ich selbst bespiele. Es können aber auch Kanäle sein, die von extern, zum Beispiel Social Media, genutzt werden. Der Kunde wird sich in Zukunft also über seine gesamte Customer Journey hinweg über sehr viele unterschiedliche Kanäle mit der Marke, mit dem Produkt und mit dem Online-Shop auseinandersetzen.
Dieser Entwicklung muss man sich nun nähern und der Tatsache Tribut zollen, dass sich die Welt verändert hat: Eine E-Commerce-Experience beginnt nicht mehr im Shop, sondern viel früher über verschiedene Kanäle. Möglicherweise endet sie zukünftig auch gar nicht im Shop, sondern vielleicht auf ganz anderen Geräten. Kanäle können immer komplexer werden. Möglicherweise werden wir an die klassischen Kanäle von Mobile, Apps, dem Web usw. vielleicht in Zukunft noch eine Alexa und vielleicht noch ein Auto oder was auch immer anflanschen.
Shopware 6 Assets
Dafür muss man E-Commerce-Systeme neu überdenken, und genau das macht Shopware derzeit mit Shopware 6. Den Zwischenstand kann man sich im Shopware Playground anschauen. Wenn man sich Shopware 6 aus der Helikopter-Perspektive anschaut, stellt man fest, dass es im Prinzip drei große Assets gibt, die Shopware in Shopware 6 nutzen kann und verarbeitet:
- Produktinformation: Wir haben einen Artikelbestand, einen Katalogbestand, wir haben Informationen zu den einzelnen Artikeln, mit verschiedenen Preisen, abhängig von verschiedenen Konstellationen. Auch die Preisregeln werden in Shopware 6 noch einmal deutlich besser. Da sind die Produktinformationen in solch einer E-Commerce-Experience ein echtes Asset.
- Kunden-Accounts und Login: Wir können Kunden identifizieren (und was man daraus machen kann, werden wir gleich noch einmal sehen).
- Check-out und Payment
Dies sind drei voneinander getrennt stehende Assets in einem E-Commerce-Prozess, die klassischerweise in einem ganz normalen Online-Shop miteinander verknüpft werden. In Zukunft benötigen wir diese drei Assets aber vielleicht gar nicht alle auf einmal. Zukünftig wird es viele Konstellationen geben, bei denen wir möglicherweise lediglich bestimmte Bausteine benötigen. Genau das entspricht der Denkweise von Shopware 6.
Neue Interaktionsformen und Prozesse
Nehmen wir einmal eine klassische E-Commerce-Herausforderung. Es gibt neue Frontends im Bereich Headless E-Commerce – oder wie ich es lieber nenne, „Frontend-less E-Commerce“. Das heißt, wir haben kein klassisches Frontend mehr. Das Frontend kann stattdessen eine Stimme sein, ein Auto oder ein Handy usw. In diesem Zusammenhang sieht man deutlich, dass wir hier eine Hausaufgabe erledigen müssen: Es muss beispielsweise über Amazon Alexa interagieren können, und da müssen wir in der Lage sein, dem Kunden eine passende Customer Experience zu bieten. Wir werden also neue Formen der Interaktion bekommen.
Wir werden außerdem andere Prozesse haben. Bei einem Online-Shop mit 20.000 Artikeln, jeweils Varianten-Artikeln, verschiedene Größen und Farben, können wir nicht einfach sagen: „Alexa, bestelle mir ein T-Shirt!“, da das sehr viele entsprechende Rückfragen in Bezug auf die Filtermöglichkeiten ergeben würde: grau, meliert oder grau-meliert, oder vielleicht dunkelgrau, hellgrau, Größe, S, M, XL oder 32/34 usw.? Das sind die Art von Problemen, die wir jetzt schon testen und bei denen wir feststellen, dass ein einfaches Anflanschen eines Online-Shops an eine Alexa-Anwendung überhaupt nichts bringen wird. In Zukunft muss man dies viel intelligenter angehen.
Wir benötigen eigene Kategorien und Möglichkeiten, um hier mit den beschränkten Möglichkeiten zurechtzukommen, die eine solche Nutzer-Interaktion über die Stimme bietet. So etwas wie eine Eingabe eines Logins oder einer Kreditkartennummer ist über die Stimme natürlich sehr anstrengend. Daher brauchen wir hier Lösungen, wie sie uns Shopware 6 bereits sehr gut bietet.
In diesem Fall nehmen wir zum Beispiel einfach nur Produktinformationen und den Kunden-Account. Shopware 6 stellt bereits heute eine kanalabhängige Produktauswahl in Aussicht. Das heißt, wir haben verschiedene Kataloge, die wir Kanälen zuordnen können. Und so wäre jetzt zum Beispiel ein Anwendungsfall das Ermöglichen einer einfachen Nachbestellung. Dafür muss sich der Kunde lediglich einmal einloggen und wir können ihm sofort die letzte Bestellung nachbestellen und ihm darüber hinaus den Versandstatus anzeigen.
Was wir nicht benötigen, sind Check-out und Payment-Logik, denn die kann Amazon direkt in den Amazon-Skills, zum Beispiel Amazon Pay, abbilden. Für unseren Anwendungsfall des Voice-Frontends verfügen wir hier also über die einfache Möglichkeit, Produktinformationen eingeschränkt zur Verfügung zu stellen. Anhand eines Kunden-Accounts können wir hier sogar Nachbestellungen vornehmen und den Bestellstatus angeben. Die Assets dafür sind vorhanden, und von den drei großen „Standbeinen“ solch eines E-Commerce-Systems wie Shopware 6, benötigen wir also nur zwei.
Zusammenfassend kann man also sagen: Die Philosophie von Shopware, über das Thema Frontend hinauszudenken, ist sehr spannend in Bezug auf vielfältige Szenarien in unterschiedlichen Branchen. Die Assets, die Shopware heute schon bietet, werden sich in Zukunft viel modularer nutzen lassen, und dadurch werden sich vollkommen neue Anwendungszwecke ergeben. Bestehende Systeme müssen damit in Zukunft gegebenenfalls gar nicht abgelöst, sondern einfach nur ergänzt werden, und zwar mit Hilfe verschiedener Bausteine, die uns in Zukunft mit Shopware 6 zur Verfügung gestellt werden.
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